Befruchtung in der Petrischale – die In-Vitro-Fertilisation (IVF)

Die In-Vitro-Fertilisation (IVF), lateinisch für »Befruchtung im Glas«, wird bereits seit 1978 angewandt. Durch Maßnahmen der IVF und ICSI wurden bis 2016 weltweit etwa fünf Millionen Kinder geboren, Tendenz stark steigend. In Deutschland sind bereits etwa drei Prozent aller Geburten das Resultat einer Kinderwunschbehandlung.

Das Verfahren der IVF kurz erklärt

Bei der IVF werden nach einer Stimulation der Eierstöcke mit den natürlichen Botenstoffen LH (Luteinisierende Hormon) und FSH (Follikelstimulierendes Hormon) die gereiften Eizellen entnommen und in einer Schale mit den Spermien des Partners zusammengebracht.

Die Spermien befruchten die Eizellen und der Embryo mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit wird in die Gebärmutter zurückgegeben. Kommt es dann zu einer Schwangerschaft, unterscheidet sich diese nicht von einer natürlichen, »normalen« Schwangerschaft.

Die Kinderwunsch-Behandlung im Detail

Die modernste und verträglichste Stimulationstechnik besteht aus einer einzigen Spritze zwischen dem 2. und 4. Zyklustag. Mithilfe der darin enthaltenen natürlichen Botenstoffe wird die Reifung einer größeren Zahl an Eizellen gefördert. Würde man sich allein auf den natürlichen Zyklus verlassen, gäbe es üblicherweise nur eine befruchtungsfähige Eizelle. Durch die Stimulationsbehandlung wird die Chance erhöht, mehrere reife Eizellen zu gewinnen. Dabei handelt es sich nicht – wie allgemein angenommen – um künstliche Hormone, sondern um natürliche, körpereigene Botenstoffe, welche für die Eireifung erforderlich sind. Deshalb treten auch nicht die Nebenwirkungen auf, die von künstlichen Hormongaben bekannt sind. Es können lediglich Symptome eines natürlichen Zyklus auftreten oder verstärkt werden (Lesen Sie hierzu auch »Social Freezing: Natürliche Stimulation – kaum Nebenwirkungen«).

Ein vorzeitiger Eisprung wird durch die Gabe eines weiteren Stoffes verhindert, der die Ausschüttung des Eisprunghormons LH blockiert. Er wird entweder als Spritze oder als Nasenspray verabreicht.

Zwischen dem 10. und 12. Zyklustag erfolgen eine Ultraschalluntersuchung und eine Blutabnahme zur Bestimmung der Hormone der Follikelreifung. So weiß man ganz genau, wann der günstigste Zeitpunkt zur Gewinnung befruchtungsfähiger Eizellen gekommen ist.

Entnahme der Eizellen

Ausgelöst wird der Eisprung mit einer sogenannten Auslösespritze. 36 Stunden nach der Auslösespritze, um den 15. Zyklustag, erfolgt die Entnahme der Eizellen. Die reifen Eizellen werden unter Ultraschallkontrolle mittels einer speziellen, dünnen Nadel über die Scheide aus dem Eierstock entnommen (Follikelpunktion) und in eine Nährlösung übertragen. Bei uns im Kinderwunschzentrum an der Oper erhalten Sie für die Follikelpunktion eine leichte Schlafnarkose.

Nicht jedes Eibläschen enthält eine Eizelle! Die Zahl der gewonnenen Eizellen kann deutlich unter der Zahl der vorher im Ultraschall gesehenen Follikel liegen. Je älter die Frau ist, umso schlechter wird dieses Verhältnis sein.

Am Tag der Eizellentnahme benötigen wir die Spermien Ihres Partners. Viele fühlen sich durch einen »Samenerguss auf Bestellung« gestresst, was sich negativ auf die Spermienqualität auswirken kann. Deshalb ist es sinnvoll, die Spermien zu Hause zu gewinnen und mitzubringen. Im Labor wird die Samenflüssigkeit aufbereitet und die beweglichen Spermien kommen zu den befruchtungsfähigen Eizellen in die Nährlösung. Nach etwa 24 Stunden im Wärmeschrank weiß man, ob die Eizellen befruchtet worden sind.

Kryokonservierung und Embryotransfer

An Tag 5 nach Eizellentnahme werden die vitalsten Embryonen ausgewählt, bevor diese eingefroren werden (»Freeze all, transfer later«) und/oder ein Embryo in die Gebärmutter übertragen wird.

Beim Transfer wird der Embryo mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit in der Gebärmutterhöhle exakt an der Stelle platziert, die wir während der Eizellentnahme per Ultraschall ausgemessen haben. Da das Zurückgeben des Embryos normalerweise völlig schmerzfrei ist, erfolgt der Transfer ohne Narkose. Ab dem Tag nach der Eizellentnahme führen Sie zur Unterstützung der Einnistungsphase natürliche Progesteronkapseln in die Scheide ein.

Grundsätzlich übertragen wir nur einen einzigen Embryo pro Versuch. Die Übertragung von zwei oder drei Embryonen ist mit einem hohen Risiko für Mutter und Kinder behaftet und wird von uns nicht durchgeführt.

Der nächste Termin ist der Schwangerschaftstest, der frühestens 16 Tage nach Entnahme der Eizellen stattfindet.

bessere Schwangerschafts- und Geburtsraten nach Kryotransfer

»Freeze all, transfer later«

»Freeze all, transfer later«

Neue Forschungsdaten belegen, dass nach dem Transfer vormals eingefrorener Embryonen bessere Schwangerschafts- und Geburtsraten erzielt werden. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die »Schneeflocken«-Kinder die fitteren sind und das Geburtsgewicht nach einem Kryotransfer höher ist als nach einem Frischtransfer. In der Reproduktionsmedizin besteht daher weltweit der Trend, Embryonen nicht mehr »frisch« zu transferieren, sondern zunächst einzufrieren: »freeze all, transfer later«. Hinzu kommt ein wichtiger medizinischer Vorteil: Bei Vermeidung eines frischen Transfers lässt sich das gefürchtete Überstimulationssyndrom praktisch komplett ausschließen!

Wir wenden dieses neue Verfahren bereits seit einigen Jahren mit großem Erfolg an und raten grundsätzlich zu dieser Vorgehensweise.

Mögliche Risiken einer IVF

In äußerst seltenen Fällen kann es während einer Kinderwunsch-Therapie zum sogenannten Überstimulationssyndrom der Eierstöcke kommen. Wir versuchen, alle Risikofaktoren im Vorfeld abzuklären und die Dosis der sogenannten Gonadotropine so niedrig wie möglich zu wählen. Sollte dennoch einmal ein Überstimulationssyndrom auftreten, ist dieses mittlerweile medikamentös optimal behandelbar.

Durch die Eizellenentnahme kann es auch zu Verletzungen am Gewebe kommen. Da wir aber alle Eingriffe mit Ultraschall durchführen, ist dies höchst selten.

Ein weiteres Risiko sind Eileiterschwangerschaften, obwohl die Rückgabe des Embryos an einer vorher per Ultraschall exakt ausgemessenen Stelle in der Gebärmutter erfolgt, kann dieser wandern und sich im Eileiter einnisten. Dies ist allerdings eine große Ausnahme! Normalerweise lässt sich durch einen gezielten Transfer im Rahmen einer IVF-Therapie die Wahrscheinlichkeit einer Eileiterschwangerschaft deutlich reduzieren.

Die Zahlen für Fehlgeburten bei der In-vitro-Fertilisation liegen bei ungefähr 15 Prozent und damit um fünf Prozent höher als bei »normalen« Schwangerschaften. Der Grund liegt jedoch nicht in der IVF-Methode, sondern darin, dass IVF-Schwangere im Durchschnitt älter sind und das Risiko einer Fehlgeburt mit dem Lebensalter ansteigt.

Eine große niederländische Studie, die 2005 in der Fachzeitschrift »Menopause« veröffentlicht wurde, konnte keinen Zusammenhang zwischen häufigen IVF-Behandlungen und einem verfrühten Beginn der Wechseljahre finden. Eine weitere niederländische Studie aus dem Jahr 2016 zeigt zudem, dass das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, durch eine IVF-Behandlung ebenfalls nicht erhöht ist!

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Erfolgschancen einer IVF

Die Schwangerschaftsrate nach IVF ist in hohem Maße von den Ursachen für die Kinderlosigkeit und dem Alter der Frau abhängig. Weltweit werden die Schwangerschaftsraten mit etwa 25 % pro Transfer angegeben.

Es besteht die Möglichkeit, durch Hormone wie beispielsweise DHEA, die Funktion der Eierstöcke und die ovarielle Reserve zu stärken. Zudem erhöht DHEA die Schwangerschaftsrate, verringert die Wahrscheinlichkeit für Gendefekte und senkt somit das Risiko für Fehlgeburten. Der Behandlungseffekt ist am größten, wenn die Frau sechs bis zwölf Wochen vor einer geplanten In-vitro-Fertilisation mit der Einnahme von DHEA beginnt (Studie von 2011 und 2013). Mehr Informationen über das Steroidhormon DHEA finden Sie in unserer Broschüre »DHEA – Das Jungbrunnenhormon«.

Der Blastozysten-Transfer – Gesetzesgebung

Der Blastozysten-Transfer – Gesetzesgebung

Beim Blastozysten-Transfer handelt es sich um einen Transfer von Embryonen zu einem vorgerückten Zeitpunkt – meist an Tag 5 nach Eizellentnahme. Entgegen einer immer noch weitverbreiteten Meinung ist der Blastozysten-Transfer in Deutschland nicht verboten. Die meisten der bei uns durchgeführten Transfers sind Blastozysten-Transfers, da wir der Ansicht sind, dass unter normalen Umständen hiermit die besten Schwangerschaftsraten erzielt werden können.

Es gibt jedoch auch Meinungen, wonach das längere Belassen der Embryonen in der Nährlösung Nachteile mit sich bringen kann – vor allem dann, wenn die Frau bereits älter ist (meist älter als 35). Dann wäre der Embryo bei einem früheren Transfer an Tag 2 oder 3 sozusagen bereits sicher in der Gebärmutter gewesen.

Die Meinung zu diesem Thema ist in der internationalen, wissenschaftlichen Gemeinde kontrovers. Ob ein »Tag-5-Transfer« sinnvoll ist oder nicht, wird Ihre behandelnde Ärztin bzw. Ihr behandelnder Arzt entscheiden.
Wenn nur wenige Eizellen gewonnen werden konnten, ist in jedem Fall ein früherer Transfer sinnvoll.

Was geschieht im Labor?

Ein wichtiger Teil der In-vitro-Fertilisation – nämlich die Befruchtung der Eizelle – findet im Labor statt. Um Ihnen ein gutes Gefühl zu geben, möchten wir Ihnen im Folgenden erklären, was im Labor geschieht.

Zunächst muss man wissen, dass nicht jede befruchtete Eizelle einen entwicklungsfähigen Embryo bildet. Das ist ganz normal und auch bei der »natürlichen« Fortpflanzung so. Der Grund dafür ist, dass ein relativ hoher Prozentsatz an Eizellen defekt ist und solche Eizellen entwickeln sich in der Regel nicht zu einem intakten Embryo weiter.

Natürlicher Selektionsprozess

Nicht jede befruchtete Eizelle kann sich zu einem vitalen Embryo weiterentwickeln. Hierbei handelt es sich um einen guten und natürlichen Selektionsprozess.

Nachdem die reifen Eizellen unter Ultraschallkontrolle aus der Scheide entnommen wurden (Follikelpunktion) werden sie sofort ins Labor gebracht. Dort werden sie je nach Anzahl auf verschiedene Kulturschalen verteilt und für ungefähr drei Stunden in einen Inkubator (Wärmeschrank) gegeben. Hier können die Eizellen weiterwachsen und ausreifen.

Zeitgleich zur Follikelpunktion werden die Spermien im Labor aufbereitet.

In der Zwischenzeit werden die Spermien präpariert. Dazu werden sie gereinigt, und es wird ihre Konzentration und Beweglichkeit ermittelt. So kommen nur geeignete Spermien mit hoher Beweglichkeit und Dichte zum Einsatz.

Nach der Befruchtung in der Kulturschale wachsen die Embryonen mehrere Tage im Inkubator und werden engmaschig kontrolliert.

Nun werden die Spermien zu den Eizellen gegeben. Anschließend werden die Kulturschalen wieder in den Inkubator gelegt. Hier lösen die Spermienenzyme die Hülle der Eizellen auf – die Befruchtung kann stattfinden, die Spermien dringen in die Eizellen ein.

Etwa 24 Stunden später werden die Zellen unter dem Mikroskop auf Zeichen der Befruchtung kontrolliert. Dieser Vorgang wird als Vorkernkontrolle bezeichnet. In der Eizelle bildet sich ein weiblicher Vorkern (Pronucleus) aus dem Genmaterial der Eizelle, ein männlicher Pronucleus entsteht aus dem Kernmaterial des Spermienkopfes. Wenn die Eizelle Vorkerne zeigt, ist davon auszugehen, dass es zu einer Verschmelzung der Vorkerne kommt und somit eine befruchtete Eizelle entsteht.

Bei der Vorkernkontrolle werden die Zellen in befruchtete und unbefruchtete getrennt: Aus den Eizellen, die Vorkerne zeigen, werden letztendlich jene ausgewählt, die für den Transfer infrage kommen.

Nach weiteren 24 Stunden erfolgt eine Kontrolle und Dokumentation der ersten embryonalen Teilungsstadien. Die vitalsten Embryonen werden dann an Tag 5 nach Eizellentnahme eingefroren (kryokonserviert) oder – wenn nur ein bis zwei Zellen entnommen werden konnten – in die Gebärmutter transferiert. Wird der Embryo am fünften Tag zurückgegeben, spricht man vom Blastozysten-Transfer. 

Kryokonservierung

Mit der Fertiprotekt an der Oper GmbH bieten wir Ihnen Beratung und Hilfe bei der Kryokonservierung und Lagerung von Eizellen, Spermien, Eierstockgewebe und Hodengewebe.

Das Wichtigste auf einen Blick

An dieser Stelle möchten wie Sie über die wichtigsten Schritte und Details einer IVF-Behandlung informieren. Sie haben zudem die Möglichkeit, sich ein PDF mit den wichtigsten Informationen hier herunterzuladen.

Der Anruf

Bitte rufen Sie uns zwischen dem 1. und 3. Zyklustag an! Wir vereinbaren dann einen Termin für Ultraschall und Blutentnahme.
Wichtig: Sobald Sie den Termin vereinbart haben, rufen Sie bitte die Narkoseärztin an, um mit ihr die geplante Narkose durchzusprechen. Den gelben Narkosebogen bitte zu diesem Gespräch zur Hand nehmen, da dieser besprochen wird.

Die Unterschrift

Die Einverständniserklärungen für die Behandlung bitte von Ihnen und Ihrem Partner/Ihrer Partnerin unterschrieben zum 1. Ultraschalltermin im Original mitbringen.

Termin und Auslösespritze

Der Termin der Eizellentnahme wird am Tag des Ultraschalls festgelegt. Wichtig: Die Auslösespritze muss exakt zur vorgegebenen Zeit verabreicht werden. Den Zeitpunkt erfahren Sie von uns.

Die Eizellentnahme

Die Eizellentnahme erfolgt 36 Stunden nach der Auslösespritze in einer kurzen Narkose. Daher ist eine Begleitperson erforderlich, die Sie nach dem Eingriff abholt. Am Tag der Eizellentnahme benötigen wir auch Ihren Mann. Neben der Spermienprobe – welche Sie bitte zu Hause gewinnen und mitbringen – ist auch eine aktuelle Blutentnahme bei ihm erforderlich.

Das Ergebnis

Nach der Eizellpunktion wird Ihnen die Zahl der gewonnen Eizellen von uns mitgeteilt.

Gut zu wissen
Die Telefonsprechzeiten der Anästhesistinnen und weitere Informationen zum Behandlungsablauf am Tag der Entnahme entnehmen Sie bitte dem Hinweisblatt zur ambulanten Narkose. Dieses wird Ihnen von uns ausgehändigt.

Wenn Sie mehr wissen möchten …

Reproduktionsmedizin.
Was Sie über IVF-ICSI wissen sollten.

Mit dieser Broschüre möchten wir in wissenschaftlich-kritischer Weise über die Methoden der modernen Reproduktionsmedizin aufklären und Ihnen einen Überblick über den Behandlungsablauf geben. Die Informationen beruhen auf langjähriger ärztlicher Tätigkeit und spiegeln die vielen Fragen wider, welche uns am Kinderwunsch und Hormon Zentrum an der Oper in den Gesprächen mit Betroffenen gestellt werden.

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