Häufige Fragen zur Kinderwunsch­behandlung

Unser FAQ spiegelt die vielen Fragen wider, die uns am Kinderwunsch und Hormon Zentrum an der Oper in den Gesprächen mit Betroffenen gestellt werden. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ihre Fragen zum Thema Kinderwunsch

Allgemeine Fragen zur ungewollten Kinderlosigkeit

Wie lange sollten wir warten, bevor man einen Spezialisten für Reproduktionsmedizin aufsucht?

Bei jungen Paaren unter 30, die nicht verhüten, liegt die durchschnittliche monatliche Schwangerschaftsrate bei etwa 20 %. Das bedeutet, dass nach durchschnittlich fünf Monaten eine Schwangerschaft eintritt. Nach spätestens zwölf Monaten nimmt die Wahrscheinlichkeit einer sogenannten »spontanen Schwangerschaft« immer weiter ab. Deshalb lautet die Empfehlung für junge Paare, spätestens nach zwölf Monaten einen Spezialisten aufzusuchen.

Ist die Frau über 30 oder der Mann über 40 Jahre alt, empfiehlt sich dieser Schritt bereits nach sechs Monaten.

Haben Behandlungen im Ausland mehr Erfolg als in Deutschland?

Anbieter aus den europäischen Nachbarländern werben vermehrt mit preiswerten Kinderwunsch­behandlungen und besseren Erfolgsaussichten. Insbesondere in Österreich behaupten einige Kliniken und Praxen, das österreichische Embryonenschutzgesetz ermögliche es, »mehr machen zu können« als in Deutschland – was wiederum zu höheren Erfolgsraten führe. Stimmt aber nicht! Der Transfer von Blastozysten (Entwicklungsstadium des Embryos am fünften Tag) wird beispielsweise in Deutschland ebenfalls seit Jahren praktiziert und auch die Auswahl entwicklungsfähiger Embryonen im Reagenzglas ist in Deutschland erlaubt. Tatsache ist, dass sich die »offiziellen« Schwangerschafts­raten von Österreich und Deutschland praktisch nicht unterscheiden, wenn man die »ehrlichen« Zahlen der IVF-Register beider Länder vergleicht.

In Deutschland gilt ein hoher medizinischer Behandlungsstandard. Gleichzeitig besteht für Embryonen ein maximaler Schutz vor Missbrauch. Eine Behandlung im Ausland birgt das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft, da häufig drei oder vier Embryonen übertragen werden. Bei verlockenden Preisangeboten im Ausland sollte berücksichtigt werden, dass Zusatzleistungen wie Konsultationen, Ultraschall- oder Blutuntersuchungen häufig extra abgerechnet werden und eine Behandlung dadurch oft teurer als in Deutschland werden kann.

Warum ist die moderne Kryotechnik so erfolgreich?

Dank modernster Gefriermethoden ist es heute möglich, befruchtete und unbefruchtete Eizellen und auch Spermien zu konservieren (Kryokonservierung). Die neue Technik des Schnellfrierens (Vitrifizierung, englisch: flash freezing) hat das Konservieren von Eizellen und Embryonen revolutioniert. Daher ist auch die Nachfrage für das sogenannte Social Freezing so stark angestiegen. Manche Frauen möchten sich die Möglichkeit erhalten, ihren Kinderwunsch erst zu einem späteren Zeitpunkt zu verwirklichen. Sollte eine Schwangerschaft bei einem späten Kinderwunsch aufgrund der schlechten Eizellqualität auf natürlichem Wege nicht möglich sein, kann auf die kryokonservierten Eizellen zurückgegriffen werden.

Ein kompetentes Labor erreicht nach dem Auftauen der Zellen eine 90- bis 95 %ige Vitalitätsrate: Die Zellen sind also nach dem Auftauen praktisch genauso fit wie vor dem Einfrieren, und dies unabhängig davon, wieviele Jahre sie eingefroren waren.

Neue Forschungsdaten belegen, dass nach dem Transfer vormals eingefrorener Embryonen bessere Schwangerschafts- und Geburtsraten erzielt werden. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die »Schneeflocken«-Kinder die fitteren sind. In der Reproduktionsmedizin besteht daher weltweit der Trend, Embryonen nicht mehr »frisch« zu transferieren, sondern zunächst einzufrieren: »freeze all, transfer later«. Wir wenden dieses neue Verfahren seit einigen Jahren mit großem Erfolg an und raten grundsätzlich zu dieser Vorgehensweise.

Fragen zur Untersuchung der Fruchtbarkeit

Welches sind die wichtigsten Untersuchungen um festzustellen, ob ein Paar fruchtbar ist?

Die Diagnostik von Fruchtbarkeitsstörungen stützt sich auf die drei Grundpfeiler Hormonstatus (Untersuchung der wichtigsten weiblichen Hormone), Spermiogramm (Untersuchung der männlichen Fruchtbarkeit) und Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit.

Was wird bei einem Hormonstatus alles untersucht?

Etwa die Hälfte aller Fruchtbarkeitsstörungen ist hormoneller Ursache. Deshalb sollten prinzipiell sämtliche Hormone und Botenstoffe, welche die Fruchtbarkeit beeinflussen können, am Anfang einer Kinderwunschbehandlung kontrolliert werden. Zu den wichtigsten Parametern gehören neben den weiblichen Geschlechtshormonen – wie dem Anti-Müller-Hormon, den Zyklushormonen und Botenstoffen – auch die männlichen Hormone sowie die Schilddrüsenhormone.

Wie wird die Fruchtbarkeit des Mannes gemessen?

Die Fruchtbarkeit des Mannes wird mittels mikroskopischer Untersuchung einer Samenprobe (Spermiogramm) gemessen. Untersucht werden die Anzahl, Dichte, Beweglichkeit und Form der Spermien. Aus der Gesamtkonstellation der Parameter lässt sich beurteilen, ob eine volle oder eingeschränkte Fruchtbarkeit besteht. Wenn ein Spermiogramm geplant ist, sollte die sexuelle Karenzzeit davor etwa ein bis zwei Tage betragen.

Welches ist die beste Möglichkeit zur Untersuchung der Eileiter?

Es gibt drei Möglichkeiten die Durchgängigkeit der Eileiter zu überprüfen: die Röntgenkontrast­untersuchung, die Bauchspiegelung und die Ultraschallkontrastuntersuchung (HyCoSy), welche heutzutage dreidimensional erfolgt.

Die Ultraschallkontrastuntersuchung der Eileiter ist das ideale Verfahren zur Erstdiagnose und kann die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen. Die Ärzte am Kinderwunschzentrum an der Oper haben die HyCoSy im Jahr 1995 an der Universitätsfrauenklinik Göttingen erstmals in Deutschland etabliert und über die Jahre optimiert. Die Methode ist in vielen Studien überprüft worden: Alle Studienergebnisse zeigen, dass die HyCoSy-Untersuchung sicher, unkompliziert und nebenwirkungsarm ist. Außerdem macht sie es möglich, gleichzeitig die Gebärmutter auf Veränderungen wie Polypen oder Myome hin zu untersuchen. Man schlägt damit sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe.

Das Durchspülen der Eileiter während der HyCoSy ist übrigens nicht nur eine diagnostische Maßnahme, sondern auch eine Möglichkeit, Verklebungen und Ablagerungen in den Eileitern zu lösen und damit ihre Funktion zu verbessern: Die Eileiter werden so für die Eizellen wieder besser passierbar. Dadurch verbessert sich nachweislich die Chance, schwanger zu werden.

Welchen Einfluss hat das Alter auf die weibliche und männliche Fruchtbarkeit?

Bei Frauen nimmt die Fruchtbarkeit bereits mit Ende 20 kontinuierlich ab. Mit Beginn des 35. Lebensjahres wird der Abfall immer steiler. Alle Eizellen sind bereits bei der Geburt der Frau angelegt und werden nicht wie die Samenzellen des Mannes laufend neu gebildet. Eizellen sind also immer so alt wie die Frau. Das Alter hat nur dann keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit, wenn Frauen im Rahmen einer Eizellspende die Eizellen einer jüngeren Frau erhalten.

Dass Männer bis ins hohe Alter fruchtbar sind, ist ein Mythos! Eine Studie zeigte im Jahr 2006, dass der Anteil schnell beweglicher Spermien durchschnittlich um etwa 1 % pro Jahr abnimmt. Auch die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten wird vom Alter des Vaters mit beeinflusst: Je älter der Mann ist, desto eher kommt es zu einem Abort.

Sowohl für Mann als auch Frau gilt also: Das Alter hat einen entscheidenden Einfluss auf die Fruchtbarkeit!

Fragen zu den Verfahren der modernen Reproduktionsmedizin

Was ist der Unterschied zwischen IVF und ICSI?

Im Behandlungsablauf gibt es für Sie keinen Unterschied zwischen den beiden Methoden. Im Gegensatz zur reinen IVF wird bei der ICSI das Spermium direkt in die Eizelle eingebracht. Das Verfahren wird angewendet, wenn zu wenig fitte Spermien zur Verfügung stehen oder wenn die Eizelle sich mit IVF alleine nicht befruchten lässt (Gameten-Interaktions­störung) und / oder bei fortgeschrittenem Alter der Frau. Bei Frauen ab 35 wird weltweit überwiegend die ICSI angewendet.

Einen Sonderfall stellt der erste IVF-Zyklus dar, bei dem wir noch keinerlei Erfahrung haben, wie gut sich die Eizellen mit der IVF alleine befruchten lassen. Konnten genügend gute Eizellen entnommen werden, empfehlen wir immer das sogenannte »Splitting«, d. h. wir teilen die Zellen in zwei Gruppen auf und behandeln den einen Teil der Eizellen mit IVF und den anderen (sicherheitshalber) mit ICSI. Dies erhöht die Wahrschein­lichkeit einer guten Befruchtungsrate.

Übrigens: Für die Befruchtung ist nicht nur ein einziges »Super-Spermium« pro Eizelle erforderlich, sondern Hunderttausende sehr gute Samenzellen! Sie »knacken« gemeinsam die Eihaut und erst wenn diese sich an einer Stelle geöffnet hat, wird die Eizelle von »dem einen Spermium« befruchtet.

Wie hoch sind die Erfolgschancen bei der IVF?

Ob es nach einer IVF zu einer Schwanger­schaft kommt, hängt vor allem von Ihrem Alter und den Ursachen der Kinderlosigkeit ab. Die Erfolgschancen pro Transfer liegen bei etwa 40 bis 50 %. Viele IVF-Zentren geben höhere Schwanger­schafts­raten an. Entscheidend bei diesen »Zahlenspielen« ist, welche Alters­gruppen der Statistik zugrunde gelegt und ob Frauen über 40 Jahre überhaupt behandelt wurden. Viele Zentren lehnen nämlich die Behandlung von Frauen über 40 ab, da sich hierdurch die Erfolgs­statistik deutlich verschlechtert. Auch die Zahl der transferierten Embryonen beeinflusst die Schwanger­schaftsrate: Beim Transfer von vier oder fünf Embryonen pro Zyklus werden in einigen Ländern künstlich höhere Schwanger­schaftsraten erzielt.

Was passiert bei einer Insemination?

Bei einer Insemination werden zum Zeitpunkt des Eisprungs aufbereitete und nach Schnelligkeit selektierte Spermien mit Hilfe eines dünnen Schläuchleins direkt in die Gebärmutter­höhle übertragen. Damit wird für die Spermien der Weg bis zur Eizelle wesentlich verkürzt. Das Verfahren ist einfach und schmerzfrei.

Eine Insemination ist immer dann hilfreich, wenn die Spermien in ihrer Beweglichkeit mittelgradig eingeschränkt sind oder der Schleim im Gebärmutterhals für die Spermien schwer durchdringbar ist, was besonders bei Behandlung mit dem Hormonpräparat Clomifen relativ häufig vorkommt.

Die Insemination ist die »sanfteste« aller reproduktions­medizinischen Methoden und kann weitestgehend als natürliche Befruchtung betrachtet werden. Die Schwanger­schafts­raten sind hervorragend (ca. 30 % pro Versuch), vorausgesetzt, die Durch­gängig­keit der Eileiter ist vorher überprüft worden.

Was ist Assisted Hatching?

Jede Eizelle ist von einer festen Eihülle umgeben. Nach der Befruchtung teilen sich die Zellen zunächst innerhalb der Eihülle und nach ungefähr fünf Tagen »schlüpft« der Embryo aus der Umhüllung, um sich einzunisten. Ist die Eihülle zu dick oder zu zäh aufgrund des Alters der Frau, kann sie das Schlüpfen des Embryos erschweren.

Beim Assisted Hatching wird die Eihülle am dritten Tag der Embryonal­entwicklung etwas ausgedünnt. Wir verwenden in unserem Zentrum dazu die Lasertechnik – die mit Abstand die exakteste Methode. Die Gefahr, den Embryo zu verletzen, ist praktisch ausgeschlossen.

Was ist ein »Fertile®Chip«?

Der Fertile®Chip ist eine relativ neue Technologie im Bereich der Sperma-Analyse und ersetzt und erweitert die frühere PICSI®. Dieses Gerät, welches von der Harvard University Medical School und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) patentiert worden ist, wurde entworfen, um die Samen­zellen mit der besten Morphologie auszuwählen, die DNA-Fragmentierung zu reduzieren und den Anteil der reaktiven Sauerstoff­moleküle zu senken.

Die Spermien müssen hierbei in einem Objektträger (Chip) chemische und physikalische Mikro­barrieren passieren, was uns eine Auswahl der besten Spermien erlaubt. Hierbei macht man sich die natürliche Auslese der Spermien im weiblichen Fort­pflanzungs­trakt zu eigen. Nachweislich haben die so ausgewählten Spermien eine geringere Rate genetischer Defekte und eine deutlich höhere Befruchtungs­fähigkeit als unsortierte Spermien.

Der Fertile®Chip kann grundsätzlich zur Verbesserung der Befruchtungs­rate bei allen Techniken der Reproduktions­medizin (IUI, IVF, ICSI) eingesetzt werden.

Was ist ein »EmbryoScope®«?

Das EmbryoScope® ist ein Inkubator, der es uns ermöglicht, die morphologische Entwicklung Ihrer Embryonen ständig zu überwachen. Hierzu werden alle 15 Minuten Bilder der embryonalen Entwicklung für insgesamt 120 Stunden (= 5 Tage) aufgenommen und ausgewertet.

Die Bilder geben Auskunft über das Teilungs­verhalten der Embryonen. Es werden somit direkte, chaotische, reverse u. a. Teilungsmuster in der Embryonal­entwicklung erkannt, die uns so Auskunft über das Entwicklungs- und Einnistungs­potential eines Embryos geben.

Die aktuelle Studienlage sieht in der Anwendung des EmbryoScope® eine signifikante Verbesserung in der Blastozysten­selektion und damit der Implantations- / Schwangerschafts­rate eines Embryos.

Was ist ein Blastozystentransfer?

Gleich vorweg: Der Blastozysten­transfer ist – entgegen einer immer noch weitverbreiteten Meinung – in Deutschland natürlich nicht verboten! Blastozysten sind Embryonen, die vier oder fünf Tage im Wärmeschrank wachsen, bevor sie in die Gebärmutter übertragen werden. Wir sind der Meinung, dass unter normalen Umständen der Transfer von Blastozysten zu höheren Schwanger­schaftsraten führt.

Wie kann ich den natürlichen Zyklus optimieren?

Unsere erste Priorität und oberste Maxime ist es, jedem Paar zu einer natürlichen Schwanger­schaft zu verhelfen. Hierbei setzen wir die neueste Generation an natürlichen Boten­stoffen ein, um den Eisprung auszulösen und den Gelbkörper zu stimulieren. Das natürliche Potenzial des Eierstocks wird dadurch genutzt – ohne irgendwelche zusätzliche Hormon­gaben. Hiermit lassen sich hervorragende Schwanger­schafts­raten innerhalb von zwei bis drei Monaten erzielen, ohne dass das Mehrlings­risiko zunimmt. Wenn mit Beginn dieser Therapie eine Prüfung und Spülung der Eileiter erfolgt, lassen sich die Schwanger­schafts­raten noch einmal um ca. 50 % steigern!

Wann genau ist der erste Zyklustag und warum ist er so wichtig?

Der erste Zyklustag ist der wichtigste zeitliche Bezugspunkt für den Start Ihrer Kinderwunsch­behandlung. Es ist der Tag, an dem die Regel­blutung anfängt, auch wenn es nachmittags, abends oder nachts ist. Die relativ häufigen, harmlosen Vorblutungen oder Schmier­blutungen zählen dabei nicht, sondern erst der Beginn der regelstarken Blutung.

Dürfen wir während eines IVF-ICSI-Zyklus miteinander schlafen?

Selbstverständlich! Es gibt Hinweise, dass sich die Qualität der Embryonen sogar verbessert, wenn das Paar im IVF-Zyklus Geschlechtsverkehr hat. Man nutzt diesen Effekt heutzutage sogar dadurch, dass man Teile der Samenflüssigkeit aufbereitet und in die Gebärmutter injiziert (sogenannte Einnistungs­spülung mit Seminalplasma).

Was bewirkt die Spülung der Gebärmutter mit dem Schwanger­schafts­hormon hCG und dem Hormon Granulocyte Colony Stimulating Factor (G-CSF) in der IVF-Behandlung?

Der Vorgang der Einnistung ist hoch kompliziert und unser medizinisches Wissen hierzu ist noch sehr rudimentär. G-CSF stimuliert normalerweise Knochenmarks­zellen der weißen Blutkörper­chenreihe und wird deshalb seit vielen Jahren bei immun­supprimierten Patienten eingesetzt. G-CSF soll auch auf einen bestimmten Zelltyp der Gebärmutter­schleimhaut wirken und damit die Einnistung positiv beeinflussen. In einigen Studien konnte ein positiver Effekt auf die Lebend­geburtrate nachgewiesen werden. Dasselbe trifft für das Schwanger­schafts­hormon HCG zu. Die Einnistungs-Spülung erfolgt am Tag des Transfers unter Ultraschallsicht.

Was beeinflusst die Schwanger­schaftsrate in der Reproduktions­medizin am meisten?

Den wichtigsten Einfluss auf den Erfolg einer IVF-ICSI hat das Alter der Paare. Darüber hinaus ist das optimale Zusammenspiel und Ineinander­greifen sämtlicher Schritte von großer Bedeutung. Nur ein erfahrener Arzt, der Sie während der gesamten Behandlung kontinuierlich betreut, kann dies gewährleisten. Optimale technische und personelle Voraus­setzungen auf der ärztlichen Seite (modernste Ultraschall­technik) und im Labor haben einen großen Einfluss.

Wie hoch ist die Schwanger­schafts­wahrschein­lichkeit bei Frauen ab 40?

Bei Frauen ab 40 hat nur noch jede 10. Eizelle die Chance auf eine Lebend­geburt. Dieser natürliche Verschleiß- und Alte- rungs­prozess der Zelle (nukleär und zytoplasmatisch) lässt sich bisher so gut wie nicht beeinflussen, auch nicht durch gesunden Lebensstil. Lediglich Nicht-Rauchen und Gewichts­reduktion sind relevante Einflussgrößen. Neueste experimentelle Methoden versuchen, die Menopause der Frau durch die Gabe von auf zellulärer Ebene wirkenden, potenten Longevitiy-Medikamenten hinaus­zuzögern und damit das Zeitfenster, in dem Frauen schwanger werden können, zu verlängern. Der Name dieser im Jahr 2024 neu aufgelegten Studie spricht für sich: VIBRANT (Validating Benefits of Rapamycin for Reproductive Aging Treatment). Hierbei wird eine niedrige Dosis des mTOR-Inhibitors Rapamycin, ein hochwirksames Medikament aus der Transplantations­medizin, das – unter bestimmten Bedingungen – über lebensverlängernde Eigenschaften verfügt, eingesetzt. An der Studie nehmen 50 gesunde Frauen mit regelmäßigen Zyklen zwischen 38 und 45 Jahren teil. Die Teilnehmer­innen werden randomisiert und erhalten entweder das Medikament oder ein Schein­medikament. Weder die Teilnehmer­innen noch die Ärzte wissen, welches von beiden die Patientin erhielt. Die Studie basiert auf der Entdeckung der Tatsache, dass vor Jahren im Maus­experiment gezeigt werden konnte, dass die Therapie bei Mäusen mit vorzeitigen Wechsel­jahren erfolgreich war. Außerdem konnte das Medikament die Lebens­spanne der Eierstöcke bei den Mäusen verlängern.

Wie viele Behandlungs­zyklen sind sinnvoll?

Was, wenn Sie drei oder vier IVF-Behandlungen hinter sich gebracht haben, aber ohne Erfolg? Wir raten: unbedingt weitermachen! Dazu ermutigt uns sowohl unsere Erfahrung als auch die Wissenschaft. Eine 2015 in Großbritannien durchgeführte Studie ergab: Die Wahrschein­lichkeit, ein Baby zu bekommen, steigt selbst nach sechs IVF-Behandlungs­zyklen. Neun bis zehn Zyklen sind laut dieser Studie für Frauen mit einem Alter von bis zu 42 Jahren durchaus sinnvoll. Es lohnt sich also auf jeden Fall, an die dritte oder vierte Behandlung noch weitere anzuschließen. Erfahrungs­gemäß sind wir nämlich meistens ungeduldiger als die Natur und neigen dazu, zu früh aufzugeben.

Fragen zu Risiken der Kinderwunschbehandlung

Mit welchen Nebenwirkungen muss ich bei der IVF-Behandlung rechnen?

Bei der Eizellentnahme kann es zu kleineren Verletzungen des umliegenden Gewebes kommen. Sollte dies der Fall sein, können nach der Entnahme leichte Blutungen auftreten. Da der Eingriff aber unter Ultraschall­sicht durchgeführt wird, sind solche Verletzungen sehr selten.

Besteht durch die Stimulation während der Kinderwunsch­behandlung ein erhöhtes Risiko, früher in die Wechseljahre zu kommen?

Nein. Eine große niederländische Studie, die 2005 in der Fachzeitschrift »Menopause« veröffentlicht wurde, konnte keinen Zusammenhang zwischen häufigen IVF-Behandlungen und einem verfrühten Beginn der Wechseljahre finden.

Erhöht eine IVF-Behandlung das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken?

Nein. Laut einer niederländischen Studie ist das Risiko, durch eine IVF-Behandlung an Brustkrebs zu erkranken, nicht signifikant erhöht.

Hat die Qualität der Spermien Einfluss auf die Gesundheit des Babys?

Eine Studie aus dem Jahr 2006 hat dies untersucht und kam zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung des Kindes in keiner Weise von der Qualität der Spermien beeinflusst wird, die bei der künstlichen Befruchtung verwendet werden.

Wie wirken sich Genussgifte auf die Fruchtbarkeit und die Schwanger­schaft aus?

Seit Langem weiß man, dass Rauchen für das ungeborene Kind schädlich ist. Zigaretten­rauch schädigt aber auch die Eizellen der Frau, kann zu Unfruchtbarkeit führen und wirkt sich negativ auf die Spermien­qualität aus. Koffein in Tee und Kaffee hat nur in sehr hohen Dosen, die im Normalfall nicht erreicht werden, einen negativen Einfluss. Vorsicht ist allerdings bei Cola geboten: Mehr als zwei Liter pro Tag erhöhen nachweislich das Risiko einer Fehlgeburt. Übermäßiger Genuss von Alkohol ist die häufigste Ursache für Schädigungen des ungeborenen Kindes. Jede Art von Drogen kann den Embryo in unabsehbarer Weise gefährden.

Erhöht Übergewicht bei der Frau die Tendenz zu Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft?

Zum Einfluss von Übergewicht auf die Schwanger­schaft gibt es viele Studien. Die meisten führen zu der Erkenntnis, dass Übergewicht einen negativen Einfluss sowohl auf den Schwanger­schafts- als auch auf den Geburts­verlauf hat. Die Studie, die wir hier zitieren, stammt aus dem Jahre 2007 und untersuchte eine große Gruppe von 5.540 Frauen. Das Ergebnis: Übergewichtige Frauen haben häufiger Fehlgeburten (um den Faktor 1,7). Bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten (habituelle Aborte) war die Rate sogar auf das Fünffache erhöht. Dies bestätigte auch eine Studie von 2011. 1)

Verhindert eine IVF in jedem Fall eine Eileiter­schwangerschaft?

Nein. Auch wenn der Embryo an einer vorher per Ultraschall exakt ausgemessenen Stelle in der Gebär­mutter eingesetzt wird, kann er wandern und sich im Eileiter einnisten. Dies ist allerdings eine große Ausnahme! Normaler­weise lässt sich durch einen gezielten Transfer im Rahmen einer IVF-Therapie die Wahr­scheinlich­keit einer Eileiter­schwanger­schaft deutlich reduzieren.

Muss ich mich in der Schwanger­schaft von Katzen fernhalten?

Katzen werden immer wieder mit Toxoplas­mose in Verbindung gebracht. Diese Infektions­krankheit kann sich fruchtschädigend auswirken. Eine große europäische Studie ist zur Erkenntnis gekommen, dass der Genuss von ungenügend gegartem Fleisch der Hauptrisiko­faktor für eine Infektion mit Toxoplasmose ist. Auch Garten­arbeiten stellen durch den Kontakt mit Erde, in der die Erreger vorkommen, ein gewisses Risiko dar. Der Umgang mit Katzen hingegen ist im Vergleich zu den genannten Faktoren ungefährlich, insbesondere dann, wenn man sich vor dem Essen die Hände wäscht. Es empfiehlt sich aber, vor Eintritt der Schwanger­schaft den Toxoplasmose-Titer im Blut überprüfen zu lassen.

Erhöht sich durch die Kinder­wunsch­behandlung das Risiko einer Mehrlings­schwangerschaft?

Nein, in keinster Weise, wenn nach den neuesten Empfehlungen der internationalen Fach­gesell­schaften vorgegangen wird und nur ein Embryo transferiert wird! Wir raten dringend vom Transfer von zwei Embryonen ab, der Transfer von drei Embryonen ist grundsätzlich nicht sinnvoll. Bei Frauen unter 40 ist die Schwangerschaftsrate sogar niedriger, wenn drei Embryonen transferiert werden – und das um den Preis einer dreifach erhöhten Drillingsrate!

Die HFEA (Human Fertilisation & Embryology Authority), eine unabhängige Kommission in Großbritannien, die Kliniken und IVF-Zentren zertifiziert und beurteilt, hat es folgendermaßen auf den Punkt gebracht: »One at a time! The aim of all fertility treatment should be the birth of a healthy, singelton child. Infertility patients can have all the babies they desire – one at a time!«

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