Focus Online

Reproduktionsmediziner erklärt: »Social Freezing ist eine aktive Lebensentscheidung«

Dr. Puchta erklärt im Interview mit Focus Online, die wichtigsten Fragen zur Behandlung.

Auszug aus dem Interview, erschienen im Focus Online am 14.11.2018, von Elisabeth Hussendörfer

Immer mehr Frauen erfüllen sich erst spät ihren Kinderwunsch. Die eigenen Eizellen einzufrieren kann für manche ein guter Weg sein. Der Münchner Reproduktionsmediziner Jörg Puchta klärt im Interview die wichtigsten Fragen zu der Behandlung.

Alle Welt redet derzeit von Social Freezing. Doch seit wann geht das eigentlich: dass Frauen sich ihre Eizellen einfrieren lassen, für später?

Schon seit Ende der 90er Jahre haben wir Eizellen mit Hilfe von flüssigem Stickstoff bei minus 196° C eingefroren, bislang allerdings mit der Methode des Slow Freezings. Dabei werden die Zellen um 0,3 Grad pro Minute heruntergekühlt. Seit 2007 arbeiten wir mit dem so genannten Flash Freezing, was eine Kühlung von 30 000 Grad pro Minute bedeutet.

Ein Problem ist der hohe Wassergehalt der Eizellen. Dauert der Prozess der Kühlung zu lange, bilden sich Eiskristalle, die Zelle trägt unter Umständen Schäden davon. Die schockgefrorenen Eizellen sehen unter dem Mikroskop aus wie Perlen. Wunderschön, perfekt.

So perfekt, dass Sie Frauen raten, schon in jungen Jahre einen gewissen Vorrat anzulegen?

Ich rate gar nichts. Ich sage nur, was möglich ist. Das Slow Freezing war eine Notlösung. Vor allem Frauen vor einer Chemotherapie kamen damals zu uns, um sich die Möglichkeit einer eventuellen späteren Schwangerschaft zu sichern. Fakt ist allerdings: über 50 Prozent der Zellen haben den Prozess der Konservierung nicht überlebt.

Heute liegt die Vitalitätsrate bei 95 Prozent – was natürlich nicht heißt, dass sich auch 95 Prozent der Eizellen befruchten und einsetzen lassen. Letzteres hängt auch vom Alter der Frau und der Qualität der Samenzellen ab. Ich gehe aber davon aus, dass im Schnitt die Hälfte der konservierten Eizellen gute Embryonen werden können. Das ist ein super Wert. Im Hinblick auf eine künstliche Befruchtung kann man aufgrund der aktuellsten Datenlage sogar sagen: Zellen erst einfrieren und dann zurückgeben liefert bessere Ergebnisse für Mutter und Kind.

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Das Problem kennt jede Frau, die Lösung wird immer populärer:

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