
So verläuft das Social Freezing
Die Behandlung beginnt mit der Gabe von natürlichen Botenstoffen, um die Einzellreifung zu fördern. Durch Blut- und Ultraschalluntersuchungen wird dann der perfekte Zeitpunkt für die Eizellentnahme bestimmt. Diese erfolgt als unkomplizierter Eingriff unter Schlafnarkose.
Inhalt
Vorgespräch und Voruntersuchungen
Zu Beginn erfolgt ein Beratungsgespräch, in dem die persönlichen Voraussetzungen und das Vorgehen besprochen werden. Insbesondere bei Frauen ab dem 35. Lebensjahr ist Social Freezing kritisch zu betrachten. Gewisse Voruntersuchungen, z. B. die Messung des Anti-Müller-Hormons, helfen dem Arzt zu entscheiden, ob die Kryokonservierung Sinn macht und zu empfehlen ist.
Die Behandlung im Detail
In einem der modernsten Schemata, das bei uns sehr häufig angewandt wird, beginnt die Behandlung z. B. am vierten Zyklustag mit einer einmaligen Mikroinjektion aus natürlichen Botenstoffen, welche die Eizellreifung fördert. Wie viele Eizellen in einem Zyklus heranreifen, ist von Frau zu Frau unterschiedlich und unter anderem altersabhängig. Das Ziel ist, 20 Eizellen einzufrieren. Die meisten Frauen brauchen dafür zwei Stimulationszyklen, ganz junge Frauen (20 bis 25 Jahre) manchmal nur einen Zyklus.
Beurteilung der Anzahl der Eibläschen
Zwischen dem zehnten und zwölften Zyklustag folgen eine Blut- und Ultraschalluntersuchung, um die Anzahl der Eibläschen (Follikel) zu beurteilen. Nicht jedes Eibläschen enthält eine Eizelle. Die Zahl der im Ultraschall sichtbaren Follikel kann deshalb deutlich höher sein als die der tatsächlich gewonnenen Eizellen.
Eizellgewinnung und Kryokonservierung
Nach dem Ultraschall wird entschieden, wann der Eisprung ausgelöst wird. 36 Stunden nach der Auslösespritze erfolgt die Eizellgewinnung: Die reifen Eizellen werden unter Ultraschallkontrolle entnommen (Follikelpunktion). Dann werden sie in eine Nährlösung übertragen und in den Wärmeschrank gelegt (inkubiert).
Die Reproduktionsmediziner beurteilen jede gewonnene Eizelle nach ihrer Form (Morphologie), nachdem sie sie von der äußeren Schicht befreit haben (Denudierung). Jene Zellen, die sich für die Kryokonservierung eignen, werden mit einer Einfriergeschwindigkeit von mehr als 10.000 °C/Minute auf minus 196 °C runtergefroren (vitrifiziert) und in flüssigem Stickstoff gelagert. Die Zahl der eingefrorenen Eizellen ist fast immer niedriger als die Zahl der entnommenen Eizellen.
Wir teilen Ihnen noch am selben Tag mit, wie viele Eizellen wir vitrifizieren konnten.
Die tiefgefrorenen Eizellen können beliebig lange gelagert werden. Dank der modernen Technik sind 90 bis 95 % der Zellen nach dem Auftauen intakt und können mit der intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) befruchtet werden. Wir geben dann einen Embryo, der sich nach der ICSI gut entwickelt hat, in die Gebärmutter zurück (single embryo transfer).
Auch hier ist noch einmal zu erwähnen, dass zunächst eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg angestrebt wird. Nur wenn diese nicht erzielt wird, greifen wir auf die kryokonservierten Eizellen zurück.
Natürliche Stimulation – kaum Nebenwirkungen
Die Stimulationsspritzen im Rahmen des modernen Social Freezings haben kaum Nebenwirkungen. Um die Eierstöcke anzuregen, kommen nur natürliche, körpereigene Botenstoffe zum Einsatz. Deshalb treten auch keine unerwünschten Wirkungen auf, wie sie von künstlichen Hormongaben bekannt sind. Manchmal kommt es zu einer Verstärkung der Zyklussymptome mit einem Druckgefühl im Unterbauch oder Brustspannen. Eine Überstimulation mit Wassereinlagerungen und starken Schmerzen ist dank der neuen Vorgehensweise heute praktisch ausgeschlossen. Bereits wenige Tage nach der Follikelpunktion kommt es zu einer vorzeitigen Abbruchblutung.
Darüber hinaus hat die Behandlung keinen Einfluss auf den natürlichen Monatszyklus. Eine große niederländische Studie konnte 2005 beweisen, dass durch die Behandlung keine Gefahr besteht, frühzeitig in die Wechseljahre zu kommen.
Es gibt hier und da Gerüchte, denen zufolge die Medikamente zur Vorbereitung von Social Freezing Krebserkrankungen begünstigten. Zahlreiche Einzelstudien sowie eine große Analyse mehrerer Studien mit insgesamt fast 110.000 Frauen zeigten jedoch: Das Risiko für Gebärmutterhalskrebs, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs ist bei Frauen nach Stimulationsbehandlungen nicht erhöht.